hier der Stand der Dinge, bevor wir vor einer Woche zur Omi fuhren. Timmi liest schon die Noten (Zahlen) selbst, kann aber deshalb nicht mehr mitsingen. wir machen jetzt erst einmal Sommerpause. im September darf die rechte Hand dann den „Vogel“ spielen. seinen Zuschauern wünscht Timmi bis dahin viele sonnige Tage!
mit dem Großen war ich in letzter Zeit beinah am Verzweifeln. unsere Klavierschule hat das gleichzeitige Spiel beider Hände eingeführt und irgendwie ging es ab hier nicht recht weiter. da er offensichtlich mit dem Notenlesen und beidhändigen Spiel überfordert war, dachte ich mir, kein Problem, dann spielen wir das auswendig. und es hätte wirklich überhaupt kein Problem sein sollen, da wir das Stück, „Summ, summ summ“, bereits nach der Suzuki-Methode (einhändig) auswendig gespielt hatten!
aber: es ging trotzdem nicht vorwärts. die Tonfolgen „e-f-g-e“ und „d-e-f-d“ spielte er immer wieder öfters falsch als richtig. zu allem Überfluss kamen sie auch noch fast identisch in unserem Suzuki Lied, „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“, vor, ebenfalls erstmals mit Begleitung in der linken Hand. auch dieses hatten wir vorher einhändig gespielt, auch dieses wollte nicht klappen.
ich zog also folgende Schlüsse:
1. der Große hat bisher seine innere Vorstellung von der Melodie nicht wirklich mit dem Auf-und-ab auf dem Klavier verbunden – auch nicht während des Suzuki-Teils. ob er überhaupt eine innere Vorstellung hat, ist fraglich.
2. in seinem Gehirn stehen die Töne für sich allein. ein Melodie ist für ihn eine lange, lange Folge von „Vorher“ und „Nachher“. identische Teile hat er durchaus wiedererkannt („Hänschen klein ging allein“ – „Stock und Hut steh’n ihm gut“), Muster jedoch nicht („Hänschen klein“ – „ging allein“).
3. demzufolge hat er sich (wie auch ihrerzeit und leider auch heute noch seine Tigermama selbst) sehr stark an den Noten orientiert – anstatt das musikalische Gedächtnis zu fördern, wurde dieses durch Lesefähigkeiten „ersetzt“. und nun reichte die Lesefertigkeit nicht mehr aus für beide Hände gleichzeitig. Exkurs: meine Omi, die auch Klavier spielen konnte, hat mir im zarten Alter des Großen immer ihren Klavierlehrer zitiert, der gesagt haben soll: „ein guter Klavierspieler spielt nicht auswendig!“ daran habe ich mich eisern gehalten, aber es war, wie ihr euch denken könnt, nicht zu meinem Vorteil.
außerdem hatte ich den Eindruck, dass meine ständige Anwesenheit beim Üben ihn daran hindert, sich eigenverantwortlich in ein Stück hineinzuarbeiten. also setzte ich ihn vor eine Klaviertastatur auf dem Ipad und forderte ihn auf, sich die Melodie zu „Summ, summ, summ“ und „Kuckuck“ mit einem Finger zusammenzusuchen. er solle mich rufen, wenn er es könne.
das sah zunächst nach Erfolg aus. er rief mich relativ schnell und alles war richtig. super. also ab ans Klavier! dort dasselbe Trauerspiel wie vorher. wenn er nicht auf dem Ipad so wunderschön richtig, rhythmisch, ohne schneller zu werden, mit Staccato und Portato gespielt hätte, hätte ich heute wahrscheinlich aufgegeben. Prädikat: unbegabt. seufz. (es hilft nicht, dass das Internet voll ist von Wunderkindern, die im gleichen Alter ganze Sonatensätze nach Gehör nachspielen können.)
er scheiterte immer wieder an „e-f-g-e, d-e-f-d“. nicht lustig. was immer ich sagte, wie oft ich ihm auch die drei Töne zeigte, die jeweils zusammengehören – immer, wenn es gerade geklappt hatte, spielte der Große wieder ein verzweifeltes „d-e-f-g“ oder Ähnliches… bis mir die Bagger einfielen.
der rote Bagger: fährt von der Sandgrube (e) zum Haus (g) und wieder zurück zur Sandgrube. dazwischen trinkt der Fahrer ein leichtes Bier (f). der gelbe Bagger: fährt von der Sandgrube (d) los, am Bier (e) vorbei, zum Haus (f), zurück zur Sandgrube (d). (das „Zurück“ war nämlich das größte Problem.)
es funktionierte wie Zauberei. das Gesicht des Großen hellte sich auf, das musikalische Muster wurde zum Kinderspiel und es klappte auf Anhieb, bei beiden Liedern. (beinahe) unglaublich.
Fazit: ab jetzt wird das Klavier zur Baustelle umfunktioniert. und ich trinke ein leichtes Bier.
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(oder: „warum ich meiner besten Freundin für ihre Kinder mein E-Piano geliehen habe…“)
wenn meine beste Freundin etwas kauft, dann tut sie das NIEMALS unüberlegt.
dann hat sie wochen- und monatelang vorher recherchiert. dann hat sie ausprobiert, sich Exemplare zuschicken lassen, Exemplare zurückgeschickt. dann hat sie gerechnet, was sich wirklich lohnt, und abgewägt, wie dieses oder jenes Extra abschneidet im Verhältnis zwischen vergrößerter Lebensqualität und Preis.
gewöhnlich wird es dann auch nicht billig.
ich habe von ihr gelernt, wie man das macht, schon als 10-jährige, als wir mehrere Stunden lang vom einen Ende der Innenstadt zum anderen und wieder zurück gelaufen sind, um Regenschirme zu vergleichen, die sich nicht in Muster und Farbe, wohl aber im Design des Griffes unterschieden haben. und ich habe gelernt, dass ich das, was sie für sich ausgesucht hat, ohne weiteres Nachdenken oder gar Nachforschen, auch kaufen kann, zack-zack, die Zeit des monatelangen Grübelns gespart!
also wurde es Zeit, dass sie auch einmal etwas von mir lernen sollte…
sie war gerade dabei, den Wir-müssen-eine-größere-Anschaffung-machen-Prozess anlaufen zu lassen und teilte mir das beiläufig mit: „Jan (7 Jahre) soll Klavierspielen lernen. wir wissen ja nicht, ob er dabei bleibt. nun denken wir, wir sollten ihm vielleicht besser erst einmal ein Digitalpiano kaufen, bevor wir in ein richtiges Klavier investieren!“
zum ersten Mal im Leben sehe ich sie in die Irre gehen.
da mein Roland E-Piano sowieso nur noch herumsteht, seit ich wieder in Deutschland wohne und meinen Flügel wiederhabe, biete ich ihr kurzerhand an, ihr das Teil auf unbestimmte Zeit auszuleihen, nur damit sie NICHT in eines investiert. eine Woche später (pünktlich zu Weihnachten) ist es schon bei ihr und seitdem wird es endlich wieder verwendet.
und warum bin ich so dagegen, für den Anfang des Klavierunterrichts ein E-Piano zu kaufen?
1. ein gutes Digitalpiano, das auch nur ansatzweise eine annähernde „Klavier-Erfahrung“ bietet, kostet auch schon (mindestens) 2000 Euro.
ich persönlich finde, die Firma Roland stellt die klaviergetreusten Digitalpianos her, aber sie werden erst ab ca. 2000 Euro richtig gut und die Preisgrenze nach oben hin ist noch lange nicht erreicht. ein Beispiel findet ihr hier. dasselbe gilt für Yamaha und Kawai: erst die teuren fangen an, einem Klavier zu ähneln. Korg: mag ich überhaupt nicht, da der Klang und die Reaktionsweise sich zwar für gut Popmusik eignen, aber für Klassik unbrauchbar sind.
für diese Preise bekommst du mit etwas Glück (ansonsten halt für 500 Euro mehr) bereits ein gebrauchtes Yamaha U3 (=echtes und gutes Klavier!) , welches den elektronischen haushoch überlegen ist.
2. inwiefern „haushoch überlegen“?
erstens: in der Sensibilität. zweitens: im Klang. drittens: in der Spielfreude.
diese drei hängen natürlich zusammen. Sensibilitätheißt, dass das Klavier reagiert, wenn man den Anschlag auch nur leicht verändert. das hört man dann sofort am Klang. (dieser ist übrigens auch unabhängig vom Anschlag immer um Welten natürlicher, tragender, voller und facettenreicher als der eines elektronischen Instruments.) und diese Reaktionsfreudigkeit des Klaviers führt zu mehr Spaß am Spielen.
stell dir vor, du streichelst deinen Partner. du veränderst kleine Nuancen und der Partner reagiert.oder: du veränderst etwas und er reagiert eben NICHT oder KAUM. was macht dir mehr Spaß? genau so ist es mit einem Klavier! 🙂
3. mit einem E-Piano lernt dein Kind nicht das Klavierspielen…
…sondern es lernt das E-Piano-Spielen!
es lernt sich eben auf die Reaktionsweisen eines Digitalpianos einzustellen. dadurch geht sehr viel an spezifischem Klavier-Repertoire verloren, weil es auf einem E-Piano keinen oder nicht genug Effekt bringen würde. ich kenne etwas Ähnliches traurigerweise aus eigener Erfahrung: meine langjährige Klavierlehrerin hatte nämlich eigentlich Orgel studiert! nun lernte ich bei ihr sicher sehr viel Orgeltechnik (die anscheinend vor allem aus möglichst flinkem Fingerspiel besteht – ich wiederum vermute das aber nur, denn von Orgel habe ich keine Ahnung), aber Klavier lernte ich erst an der Uni! dort hatte ich eine Lehrerin, die nur mit dem Anschlag einer einzigen Taste den Raum verzaubern konnte. damit war sie vom ersten Tag an mein Idol und ich fraß ihr sozusagen aus der Hand.
4. Einschränkung: lieber ein E-Piano als ein Klavier der schlimmsten Sorte,
und diese Sorte nenne ich „Traktor“. ein Traktorklavier ist schwergängig. man kann auf ihm keine Tonwiederholungen spielen, das heißt, wenn man mit dem Finger der Taste auf und ab folgt, ohne den Finger von der Taste zu heben, und dabei versucht, ganz schnell und nicht zu laut denselben Ton immer wieder zu wiederholen, dann funktioniert das auf einem Traktorklavier nicht. ein Traktorklavier reagiert auch nicht auf feine Nuancen. oder jede Taste macht, was sie will, das G klingt laut und blechern, das F stumpf und leiser (und das E bleibt wahrscheinlich hängen).
Achtung: Schimmel-Klaviere sind oft Traktoren. von Yamaha ist mir dagegen noch kein einziger begegnet. auch Kawai-Klaviere sind in der Regel leichtgängig und sensitiv.
deshalb auf alle Fälle: lieber ein geschenktes E-Piano (diese sind immer leichtgängig und in sich stimmig, das ist ihr größtes Plus) als ein geschenktes Traktor-Klavier!
in diesem Sinne: viel Spaß beim Klavierlernen!
eure Tigermama
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gestern hatte ich das „Glück“, dass mir der Kleine wunderschön rechte UND linke Hand vorspielte und sogar noch richtig melodisch dazu sang. nur als ich dann auf den Ipad schaute, hatte ich ein Bild gemacht anstatt ein Video aufgenommen! heute war er dann lang nicht so willig… aber gut gespielt hat er die linke Hand trotzdem, oder? 🙂
work in progress! das Singen hat sich leider zum Schreien entwickelt und der zu singende Satz ist grammatikalisch noch über seinem Niveau, aber dafür hört man jetzt die Töne – und die Trennung nach Silben funktioniert auch schon. Fingerhaltung: innovativ. Fortsetzung folgt! 🙂
https://www.youtube.com/watch?v=2mNlCtx_iz4
***Update: das verlorene Armbändchen haben wir inzwischen wiedergefunden.***
Ein Vergleich mit dem folgenden Beispiel ist ein wunderbarer Stoff für den Musikunterricht in Klasse 1 bis 13. Außerdem eine leicht vorzubereitende Vertretungsstunde. Man braucht „nur“ einen Beamer…
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nachdem ich am Notenspiel von www.musica.at zu kritisieren hatte, dass die Noten zu schnell ins Bild fliegen, habe ich mich auf die Suche nach Apps gemacht. fündig wurde ich bei NoteWorks, das es leider nur für Ipad/Iphone gibt, nicht aber für Android.
NoteWorks funktioniert im Prinzip sehr ähnlich wie das oben genannte Notenspiel, nur gibt es 1001 mehr mögliche Einstellungen. die Noten fliegen von rechts (aus einer Notenmaschine) ins Bild und man muss sie benennen (Notennamen oder Do-Re-Mi) oder auf einer Klaviatur spielen.
richtig benannte/gespielte Noten frisst der Notenfresser, der wartend unter den Noten mitläuft. falsche rutschen nach links, wo sie von einem Ofen mittels Feuerstrahl in Brand gesetzt werden. am Ende des Durchgangs werden diese aber wieder gelöscht und man bekommt noch eine Chance.
mit jeder richtigen Note verdient man sich Punkte, für jeweils 1000 Punkte gibt es einen Stern. mein Großer (6) hat sich bereits 45 davon verdient und ist bisher auf keine Obergrenze für Sterne gestoßen.
wählen kann man zwischen allem nur Denkbaren:
Tonumfang (kleinster Umfang ist 5 Töne vom c‘ aufwärts oder abwärts, größter von A1 bis e“‘)
mit oder ohne Vorzeichen (direkt vor den Noten)
Tonart (die Vorzeichen werden dann nur am Beginn der Notenzeile angezeigt)
Violinschlüssel, Bassschlüssel, „Akkolade“ (Violin- und Bassschlüssel abwechselnd), Tenorschlüssel, Altschlüssel
drei Geschwindigkeiten von schön gemütlich bis richtig flott (je schneller, desto mehr Bonuspunkte)
mit oder ohne Hilfe (Punkte gibt es nur bei der Einstellung „ohne Hilfe“)
Keyboard, Notennamen oder Do-Re-Mi… (bei Notennamen steht neben dem in anderen Ländern gebräuchlichen „B“ ein kleines deutsches „H“)
der Große darf sich jetzt immer vor dem Klavierspielen mit der App aufwärmen und hat innerhalb von drei Tagen alle Noten, die er schon hätte können sollen (jaja), jetzt endlich perfekt gelernt.
es gibt eine kostenlose Version zum Testen, die lediglich den Violinschlüssel c‘-g‘ bietet. die Vollversion kostet im Apple Store €4,49.
ganz klar: unsere Erfahrungen mit der App sind super, unser Urteil „sehr empfehlenswert“! zu kritisieren habe ich außer der nicht besonders ästhetischen Grafik gar nichts.
auf dem Iphone ist die Klaviatur entsprechend größer.
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