Rezension: Klavierspielen mit der Maus Band 1 (ohne Noten)

16:33

da ich mir eine Menge Klavierschulen für kleine Kinder ansgesehen habe und einige derzeit mit (oder „an“?) meinem Sohn ausprobiere, möchte ich hier von unseren Erfahrungen und Eindrücken sprechen.
Klavierspielen Maus 1die Schule Klavierspielen mit der Maus. Band 1. Spiel ohne Noten von Bettina Schwedhelm hat sehr viel positives Feedback erhalten. auch bei uns war sie dasjenige Buch, das meinen Sohn neugierig aufs Klavierspielen gemacht hat. mit ihren vielen, vielen bunten und lustigen Bildern (jede Aktivität ist mit mindestens einem Bild illustriert) und der comichaft dargestellten Lehrer-Schüler-Situation zwischen Maus und Bär ist sie sehr motivierend.

allerdings trügt der erste Eindruck, dass hier nur herumgespielt wird. im Gegenteil, meiner Meinung nach verlangt diese Klavierschule den Kindern mehr ab als andere Bücher, die gleich mit Noten anfangen.

so hat die Klavierschule gleich mehrere Schwerpunkte:

  • grafische Notation, und zwar im reproduzierenden sowie im produzierenden Umgang mit ihr. das Kind soll also einerseits grafische Notationen (Kreise, Zickzack, Vierecke usw.) in Klänge umsetzen. dazu gibt es Hilfen und Anleitungen. andererseits soll der Klavierschüler selbst Klänge und Melodien erfinden, grafisch notieren und dann sogar wieder nachspielen
  • auswendiges Nachspielen von Melodien, die für den Lehrer im Anhang notiert sind. dazu passend gibt es kleine Gedichtlein als Texte.
  • Technik. von Anfang an wird auf die Handhaltung geachtet und das Kind dazu angehalten, die Melodien mit mehreren bzw. allen Fingern zu spielen. Legato und Portato werden z.B. schon früh (auf S.23 von 68) eingeführt. darüber hinaus wird mit Lautstärken und Tempi experimentiert.
  • „Spielen nach Gefühl“. anhand einer Geschichte oder Situation sollen die Kinder frei Musik erfinden.

gegen Ende des Buches werden auch Notenwerte und mit Noten (aber ohne die 5 Linien) notierte Tonhöhen eingeführt.

wenn ein Klavierschüler dieses Buch von vorne bis hinten durchgearbeitet hat, kann er schon sehr viel. bestimmt wird es für ihn relativ schnell gehen, auch die Noten zu erlernen.

allerdings hat die Schule 68 Seiten und wenn man sie ernst nimmt, braucht man m.E. mindestens eine Klavierstunde pro Seite. bei ca. 40 Klavierstunden im Jahr würde das also länger als 1 1/2 Jahre dauern. das ist eine lange Zeit für Unterricht ohne Noten, finde ich, und das finden vielleicht auch die Kinder und deren Eltern.

auch kann ich mir nicht vorstellen, wie Kinder zu Hause mit dem Buch üben können. es scheint mir zu viel verlangt, dass sich die Kinder zu Hause anhand der Bilder an die Technik, die Geschichten, die Melodien, erinnern sollen. daher halte ich diese Klavierschule eher nur für eine gemeinsame Arbeit mit dem Lehrer geeignet. es gibt aber Klavierlehrer, die erfolgreich nach dem Buch unterrichten – vielleicht haben sie andere Erfahrungen gemacht.

Fazit: für ganz kleine Kinder (3 bis 4 Jahre) ist das eine sehr – evtl. zu –  anspruchsvolle Klavierschule. man braucht Überzeugung und Durchhaltevermögen, um Melodien nachzuspielen oder eine schön gebundene Phrase zu spielen. hinter all den lustigen bunten Bildern versteckt sich ein hoher Anspruch, der durchaus für kleine Kinder auch zur Quälerei geraten kann, wenn der Lehrer ihn verwirklichen will. dies ist mein persönlicher Eindruck, der auch ein wenig gestützt ist durch…

meine Erfahrungen mit dem Buch: mein Sohn war ganz begeistert von den allerersten Seiten, auf denen man alles Mögliche mit dem Klavier ausprobieren darf… hineinrufen, an den Saiten zupfen, mit der flachen Hand möglichst viele Tasten drücken, auf Pedale treten, usw. als es jedoch daran ging, frei etwas zu erfinden, fühlte er sich ein wenig verloren. bei konkreteren Ansprüchen, selbst erfundene Melodien zu notieren und dann wieder nachzuspielen, war er überfordert und blockierte. die Bilder haben ihn dazu motiviert, wild in die Tasten zu hauen, aber nicht dazu, irgend eine Technik zu lernen. dazu war uns das alles wohl etwas zu wenig konkret.

es zieht bei ihm nicht, wenn ich sage, „die Maus möchte aber, dass du das ganz kurz spielst und dabei die Hand so und so hältst“. da zieht eine Note mit einem Punkt drüber viel mehr. wenn er hört: „der Punkt heißt Staccato, der muss so gespielt werden, schau her!“, dann diskutiert auch er nicht lange herum und macht es halt.

altmodische Tigeransichten, ich weiß. wir nehmen das Buch jetzt ab und zu zur Hand, wenn wir ein bisschen Abwechslung brauchen, aber als alleinige Klavierschule könnte ich es mir niemals nicht vorstellen.

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Das Klavier ist der Hit!

14:27

seit meinem letzten Eintrag hat sich viel getan…

zunächst habe ich die Musiklehrerin, die im Kindergarten die musikalische Früherziehung macht, darauf angesprochen, dass der Große so oft nicht mitmachen will und sich anscheinend motorisch überfordert fühlt. sie meinte, ich solle ihm noch mehr Zeit geben und er mache doch bei vielen Aktivitäten mit.

als der Große dann in den Raum kam, nahm ich ihn kurz beiseite und sagte, die Lehrerin habe gemeint, er solle keinesfalls aufhören, weil er doch das alles so gut mache. sie habe gesagt, es stimme gar nicht, dass er es nicht könne. daraufhin bin ich gegangen.

später am Vormittag klingelte das Telefon: die Musiklehrerin rief extra an, um mir zu sagen, es sei ein ganz toller Tag gewesen, der Große habe sogar alleine etwas vorgemacht und die ganze Stunde über ein Lächeln auf den Lippen gehabt. seitdem macht er alles mit und freut sich auf den Musikunterricht.

was ein Lob am richtigen Platz nicht alles bewirken kann!

obwohl er jetzt also in der musikalischen Früherziehung bleibt, lernt er weiterhin zusätzlich bei mir Klavier – weil es ihm Spaß macht!

inzwischen spielt er „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ mit einem Finger fehlerfrei nach Gehör und hat gestern mit „Alle meine Entchen“ angefangen. hier orientieren wir uns an der Suzuki-Klavierschule „Hören und Spielen“ von Tomoko Cosacchi.

dazu wiederholt er freiwillig (!) täglich den „Zug der Schwäne“ und den „Walzer für einen kleinen Elefanten“ aus dem Buch „Meine allerersten Tastenträume“. diese beiden Lieder findet er toll, weil sie (vierhändig) wirklich eindrucksvoll klingen. auch diese Lieder werden auswendig gespielt (ist vom Buch so gewollt).

dazu hat er nun auch angefangen, nach Noten zu spielen – auch aus den „Tastenträumen“. er kennt das C‘, findet es ohne Probleme auf der Tastatur, kann Viertel- und halbe Noten unterscheiden und richtig spielen und Viertelpausen halten. dazu wechselt er die linke und die rechte Hand ab, ganz so, wie es notiert ist. zur Zeit arbeitet er an  dem Stück „Das Metronom“. das hat einen interessanten Rhythmus, aber da es für alle Lieder im Buch eine Stimme für den Lehrer gibt, die (neben dem motivierenden besseren Klang) auch das Kind rhythmisch unterstützt, ist das gar kein Problem.

ich bin bewusst langsam vorgegangen, damit er das Gefühl erfahren kann, durch Übung Sicherheit zu erlangen und die Stücke wirklich zu können. gerade deshalb bin ich erstaunt und begeistert, wie schnell er Fortschritte macht.

demnächst möchte ich sein Spiel einmal aufnehmen und dann hier einstellen. nur muss ich mich noch um die technischen Details kümmern – und um einen Klavierstimmer!

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Hatschi!

1:31

die Tigermama war faul mit dem Bloggen. das hat mehrere Gründe:

1. wir wurden alle kurz nach dem letzten Eintrag furchtbar krank (immer wiederkehrende Erkältungen mit schlimmem Husten) und konnten bis vor kurzem nicht singen. dazu haben wir alle, die wir kennen, angesteckt und viele von ihnen singen bis heute noch nicht. (Tschuldigung!)

2. es ist unglaublich, welchen Stress eine Tigermama mit zwei Tigerjungen um die Weihnachtszeit ertragen muss. hier gäbe es zu berichten, wie tapfer der Große sich bei der Weihnachtsfeier seines Turnvereins geschlagen hat. er stand auf der Bühne und musste zusammen mit den anderen Kindern das Bewegungslied „Aram-sam-sam“ vorführen. glücklich sah er nicht aus, aber er hat tatsächlich die Lippen und die Hände bewegt, also gesungen und mitgemacht. seine Hände haben zwar einen Radius von 5cm nicht überschritten, doch das ist ihm nicht bewusst. er war stolz. (bei der ersten Aufführung des Kindergartens hatte er weder gesungen noch irgend eine Bewegung mitgemacht.) der Arme, jetzt machen sie sogar im Turnverein Bewegungslieder… dafür durfte er danach zeigen, wie gut er hüpfen, klettern, rutschen und springen kann.

3. es dauerte eine Weile, bis ich die Erfahrungen mit der musikalischen Früherziehung im Kindergarten einordnen konnte (bin ja nicht dabei und muss mir aus seinen Erzählungen ein Bild machen). kurz gesagt macht er mindestens 50% der Zeit nicht mit und in 25% der restlichen Zeit wird ein Bild zum Thema gemalt. Instrumente gibt es dort nur wenige und selten, dafür machen sie um so mehr… dreimal dürft ihr raten…. BEWEGUNGSLIEDER! letzte Woche konnte mir der Große endlich sehr schön in Worte fassen, was ihn daran bedrückt:

„man muss da rennen und dann soll man auch noch was mit den Armen machen, und dann gaaaanz langsam und PLÖTZLICH ganz schnell, und man muss wissen, wann es schnell und langsam wird und da kann ich mich nicht konzentrieren, wenn ich so viel auf einmal machen soll, Rennen und Arme, und da habe ich Angst, dass ich das nicht kann.“

also folgte eine Lektion der Tigermama, dass man auch Sachen mitmachen sollte, die man nicht kann, da sie ja vielleicht trotzdem Spaß machen und man es vielleicht auch dadurch lernt, und dass außerdem die anderen das bestimmt auch nicht alle gleich können. andererseits aber tendiere ich jetzt dazu, ihn zum Ende des Halbjahres (31. März) wieder abzumelden, besonders weil…

4. …der Große sagt, er wolle lieber bei mir Klavier lernen als in die musikalische Früherziehung zu gehen. damit haben wir jetzt angefangen und es ist wunderschön. ich sollte über die verschiedenen Bücher und Lieder bloggen, die wir zur Zeit ausprobieren, aber erst mal nur so viel: das Buch „Meine allerersten Tastenträume“ ist das Tollste, der Große spielt den „Zug der Schwäne“, ich die Begleitung und es klingt super. „Klavierspielen mit der Maus, ohne Noten“ wählt er immer als erstes aus, aber ich fühle mich darin etwas „schwimmend-schwammig“. vieles können wir nur andenken, dann geht es schon wieder weiter zur nächsten Seite. die „70 Tastenabenteuer mit dem kleinen Ungeheuer“ hat er zu seinem Notenlernbuch erkoren, aber wir sind erst beim zweiten Stück, kennen also in der rechten Hand das C‘ und din der linken Hand auch das C‘. 🙂 dazu haben wir frei nach Suzuki weiter mit dem „Kuckuck“ gemacht, den er jetzt bis „ruft’s aus dem Wald“ spielt. das Gehacke mit dem Zeigefinger passt aber nicht zu den Anforderungen des anderen Buches, in dem mehrere Finger mit einigermaßen richtiger Handhaltung bewegt werden sollen. deshalb lassen wir den Kuckuck nun ein bisschen Pause machen.

darüber hinaus hat der Große in den letzten Wochen Interesse an Vorschul- und Schuldingen entwickelt. ständig malt, liest und schreibt er etwas. ich bin aber froh, dass er im Februar geboren ist und somit erst 2014 in die Schule kommt, denn ich denke, er ist eher ein Kind, das sich freut, wenn es etwas leicht findet, als eines, das dann gelangweilt Unsinn macht. das Gefühl der Überforderung steckt ihm aus seiner Sprachentwicklung in den ersten Lebensjahren noch sehr in den Knochen, als er sich in keiner von zwei Sprachen für Fremde verständlich machen konnte, während um ihn herum viel jüngere Kinder frei und fröhlich plapperten.

so viel über den Großen – und der Kleine, ja, der lebt, rennt, hat eine Platzwunde nach der anderen und singt „Schlaf, Kindlein, schlaf“ – aber nur die Tigermama versteht’s.

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Dilemma

0:07

seit ein paar Tagen musiziert der Tigerpapa auch mit uns, so dass sich unsere Gruppe wie folgt zusammensetzt:

  • 1 Paar Claves
  • 1 Rassel
  • 1 kleine Haferflockenbehältertrommel mit Löffel als Schlegel
  • 1 große Haferflockenbehältertrommel mit Löffel als Schlegel
  • die Singstimme der musikalischen Tigermama
  • die Singstimme des Großen
  • das gelegentliche Rufen des Kleinen
  • das Brummen des unmusikalischen Tigerpapas (der als good ole‘ American zudem die deutschen Texte gänzlich durch Zufallswörter ersetzt)

eigentlich ist es toll und macht Spaß. aber es ist so laut, dass der Große nun wieder die Töne nicht mehr trifft. er kann die Melodie in dem ganzen Lärm wohl einfach nicht richtig hören und singt nun meistens zu tief und mit geringerem Tonumfang. also singe ich in sein Ohr, was ihm aber wiederum die Botschaft vermittelt, dass er falsch singt, und ihm die Lust verdirbt.

beim letzten Lied, „Der Mond ist aufgegangen“ habe ich dem Tigerpapa mittels Kopfschütteln verklickert, seine Improvisationen auf der großen Haferflockentrommel einzustellen. daraufhin klappte es schon besser und der Große sprang mit seiner Tonlage gleich eine Terz höher.

nun stehe ich vor dem Dilemma, ob es besser ist, die Instrumente (und damit evtl. den Spaß) zu reduzieren, oder den Qualitätsverlust beim Singen in Kauf zu nehmen (was mir sehr zuwider läuft). oder kann man einfach etwas verändern und auf beiden Seiten dazugewinnen?

mein Verdacht ist, dass die große Trommel vielleicht gar nicht zu laut, sondern vor allem zu tief klingt. also müssen höher klingende Rhythmusinstrumente her. ich denke hier zum Beispiel an ein Tamburin und ein paar Schellenrasseln. Weihnachten, komm!

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Begeisterung für die Dorfband

15:16

der unmusikalische Tigerpapa war gestern mit beiden Kindern auf einem Fest bei uns im Dorf. ich blieb zu Hause, weil ich stark erkältet bin. als ich nach über zwei Stunden um 20:30 Uhr auf Tigerpapas Handy anrief, um mich zu erkundigen, wo sie blieben, riss der Große das Telefon an sich: „Mama, Mama, da ist so eine tolle Musik. (hält das Handy so, dass ich die Blaskapelle höre.) die haben ganz viele Instrumente. Mama, das würde dir auch gefallen, oder? hör mal, das gefällt dir doch! (ich darf nochmal zuhören.) hörst du all die Instrumente?“

ich erinnere mich, wie wir vor ein paar Monaten zusammen mit der Omi der gleichen Band zugehört hatten und sich die Begeisterung des Großen sehr in Grenzen gehalten hatte. wie schön ist es, dass bei ihm jetzt die Freude an der Musik wächst! möge es so bleiben….

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Musikalische Früherziehung im Kindergarten

19:28

der Große geht erst seit diesem September in den Kindergarten. es gibt verschiedene Gründe, warum wir so lange damit gewartet haben – der wichtigste ist, dass wir zunächst in Japan und dann bis Februar diesen Jahres in Amerika gewohnt haben. im Sommer 2011 war es bereits absehbar, dass wir wieder nach Deutschland ziehen würden und so habe ich erst hier einen Platz beantragt.

in unserem Kindergarten bietet die Musikschule einmal in der Woche musikalische Früherziehung an, die man als Eltern optional buchen kann. bisher war der Große uninteressiert bis ablehenend. nachdem aber in letzter Zeit seine Begeisterung fürs Singen mit Rhythmusinstrumenten so gewachsen ist, habe ich ihn nun noch einmal gefragt, ob er da nicht mal hingehen wolle – wo er doch so gern zum Singen trommle und rassle. er meinte, ja wenn die DAS dort tun, dann würde er es sich doch gern einmal anschauen.

also werde ich ihn anmelden, und zwar wenn mögliche nur für einen Probemonat. meine Gefühle sind eher gespalten. einerseits freue ich mich natürlich, dass er aus freien Stücken an Musikunterricht teilnehmen will, andererseites habe ich Bedenken, es könnte zu früh sein und er könnte sich wieder überfordert fühlen, nicht mitmachen, herumalbern und im schlimmsten Fall die Lust am Musizieren verlieren.

ich hoffe jetzt einfach auf das Einfühlungsvermögen der Musiklehrer…

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Täglich singen

23:16

„solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst…“

ganz so drastisch habe ich es nicht ausgedrückt, aber im Prinzip weiß zumindest der Große, wie der Hase läuft: bei uns im Haus wird jeden Abend gesungen. natürlich wäre das der Idealzustand, der sich nie ganz erreichen lässt – immerhin gibt es alles mögliche, was unserer abendlichen Routine so in die Quere kommen kann, aber mindestens fünf Abende in der Woche schaffen wir eigentlich immer.

warum ist mir das so wichtig? in meinem musikpädagogischen Studium habe ich von Andreas Mohr gelernt, wie wichtig das Singen für die Entwicklung der kindlichen Musikalität ist. wir werden also nicht in erster Linie „musikalisch“, „unmusikalisch“, mit „gutem“ oder „schlechtem Gehör“ geboren, sondern diese Attribute hängen zu einem wesentlichen Teil von unserem Kontakt mit Musik in den ersten Lebensjahren zusammen. und hier können Radio und CDs nicht das Vor- und gemeinsame Singen ersetzen!

(darüber hinaus ist das Singen im Kindesalter auch wesentlich für die gesamte emotionale und auch kognitive Entwicklung, doch ich muss gestehen, dass mich zu unserer eisernen Singdiszplin vor allem der Aspekt der Musikalität motiviert…. aber natürlich mit dem Hintergedanken, dass ein sogenannter „musikalischer“ Mensch in seinem ganzen Leben davon in seiner Persönlichkeitsentwicklung profitiert.)

schon das Vorsingen im Baby- und Kleinkindalter ist musikalische Früherziehung für das kindliche Gehör und den intuitiven Zugang zur Musik. daraus entwickelt sich dann ganz natürlich das gemeinsame Singen mit den Kindern.

zumindest sollte es so sein.

allerdings hatte der Große in seiner Sprachentwicklung sehr mit der Mundmotorik zu kämpfen und dadurch sehr spät verständlich gesprochen. normale Lieder waren ihm schlichtweg zu schnell – seine Lippen, Zunge und die ganze Planung der Bewegungsabläufe hinkten zu sehr hinterher, so dass er sich lange Zeit kategorisch gegen das Singen weigerte. erst mit etwas über drei Jahren hörte ich von ihm den ersten Singversuch überhaupt: „Hänsel und Gretel verliefen sich im Wald“, alle drei Strophen. lange Zeit war dies dann das einzige Lied, das er bereit war zu singen. später kamen „Der Mond ist aufgegangen“, „Backe, backe Kuchen“ und „Schlaf, Kindlein, schlaf“ dazu.

also sangen wir allabendlich eins, zwei oder alle dieser Lieder und das war oft ein Kampf. er fand es noch immer schwierig, das Sprechen im vorgegebenen Rhythmus zu organisieren und hörte wohl auch, dass er mit seiner Tonlage meist ziemlich daneben lag (ich habe nie etwas gesagt). also alberte er herum, um von seinem Gefühl der Überforderung und Unsicherheit abzulenken. ich habe ihm immer wieder gesagt, „Mama singt gern und bitte tu das für mich. ich finde es so schön, wie du singst. tagsüber spiele ich mit dir, das tue ich für dich, und am Abend sing du bitte mit mir.“ ich wusste auch, dass ihn die Musik trotz allem innerlich sehr berührte, da er, wenn er sich mal dazu durchgerungen hatte, beim Singen oft ganz melancholisch und verträumt wurde. das gab mir dann Mut, eine musikalische Tigermama zu sein und zu bleiben.

mittlerweile (mit 4 1/2) singt er sehr schön.

früher habe ich ihn jedes Lied anstimmen lassen, da ich dann in seiner selbst gewählten Tonlage mitsingen konnte und er nicht erst die Töne suchen musste. inzwischen trifft er die Töne auch, wenn ich anfange.

im Kindergarten, in den er seit zwei Monaten geht, versucht er sich jetzt an Bewegungsliedern. seit mir klar wurde, dass seine praktischen Schwierigkeiten da wieder im neuen Gewand aufgetaucht sind, singen wir nun auch zu Hause mehr mit Händen und Füßen. die Bewegungen, die für normale Kinder eine Unterstützung beim Liederlernen und -singen sind, bedeuten für ihn, dass er zusätzlich zu dem Programm, das er mit seinem Mund durchführen muss, noch ein zweites oder drittes unabhängig davon ausführen soll. ich stelle es mir vor wie beim Klavierspiel, wenn zur rechten Hand die linke kommt. wir haben Bewegungen und Lied getrennt geübt und später zusammengesetzt und jetzt klappt es.

der Kleine ist ein Plappermaul und kennt überhaupt keine praktischen Probleme.

entsprechend singt und tanzt er gern und ohne Hemmungen. „Singen“ in seinem Sinn heißt, ab und zu ein paar Worte ins Lied hineinzurufen (manchmal passend, manchmal weniger) und die Stimme freudig und willkürlich nach oben und unten zu modulieren. er ist nun fast 23 Monate alt.

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Kuckuck und Tatütata

18:13

vor einigen Tagen habe ich mich auf die Suche gemacht nach Klavierschulen für kleine Kinder und bin unter anderem auf diese deutsche Adaption der Suzuki-Methode (Muttersprachenmethode) für Klavier gestoßen: Tomoko Cosacchi, „Hören und Spielen“. hier wird ganz langsam mit den Kuckucksrufen aus „Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald“ angefangen. der Große ist nicht davon begeistert, dass er die Rufe mit einem bestimmten Finger bzw. auf ganz bestimmten Tasten spielen soll. stattdessen sucht er sich nun aber die Kuckucksrufe überall auf dem Klavier und muss dadurch nun hörend zwischen kleiner Terz (richtig) und großer Terz (falsch) unterscheiden.

einmal erwischte er vPlaymobil Polizeiersehentlich eine Quarte und ich rief ihm von einem anderen Zimmer her zu, dass dies nun kein Kuckuck, sondern die Feuerwehr sei, die Tatütata macht. natürlich gefiel ihm das noch besser als der Kuckuck und nun spielt er begeistert Martinshörner und Kuckucks in allen möglichen Tonlagen.

bei Suzuki sind wir also noch nicht wirklich angekommen, aber als Gehörbildung für Kleinkinder ist das doch gar nicht schlecht…

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Rhythmus!

14:57

Instrumentenkisteder Große benutzt seit gestern die Claves und schlägt tatsächlich überwiegend im Takt zu den Liedern, die wir jeden Abend singen. auch der Kleine haut fröhlich drauf – es klingt prima. außerdem habe ich eine alte Plastikrassel hervorgeholt… auch hier hat mich der Große mit seinem plötzlich auftauchenden Taktgefühl überrascht.

liegt es am Kindergarten oder trägt es nun Früchte, dass wir seit fast 2 Jahren zu „Backe-backe-Kuchen“ klatschen? egal, jedenfalls ist die Tigermama glücklich!

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